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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 235

1912 - Stadthagen : Heine
— '235 — An größeren Allmenden woren bis zur Angerteilung vorhanden: Scheier Bruch, Luhdener Bruch, Vehler Wieh, Hobbenser Bruch, die Angerweiden zwischen Lauenhagen und Hülshagen und die der Feldmark Stadthagen (©. 96), deren Flurnamen Obernrusch, Niedernrusch, Treischfeld, Körße und Stockfeld noch gebräuchlich sind. Kandesverwaltnng und Rechtspflege. Wie der König in der Reichsregierung gebunden war durch die Fürsten (Reichs- stände), so der Graf iu der Landesverwaltung durch die Vertreter des Adels, der Prälaten (Vorsteher der Stifter und Klöster) und der Städte (Landstände). Die Landstände hatten über alle Beden (Steuern) zu entscheiden, die nicht als Reichssteuern oder nach Her- kommen als ordentliche Bezüge des Laudesherrn festlagen, ferner über Fehde, Heeresfolge, Landesschulden, Veräußeruug von Recht- sameu, Verpfändung von Gebietsteilen usw. All diese Angelegen- heiten wurden auf den Landtagen beraten, die wie die Land- gerichte im Freien abgehalten wurden. Die Rechtspflege übte au- fänglich der Graf mit seinen Vögten und Schöffen (vgl S. 179). Nach und nach wurden die alten Rechtsgewohnheiten durch die Rechtsgelehrteu verdrängt, die auf hohen Schulen das römische Recht erlernt hatteu und dieses bevorzugten. Kirchliche Verhältnisse. Wie überall im Reiche, so sah es damals auch im Schanmbnrger Lande mit der religiösen Bildung des Volkes recht traurig aus. „Mau kann die Nachrichten davon nicht ohne Wehmut lesen", sagt uuser alter Chronist Dolle, und ebeuso urteilt vor ihm auch Pastor Nothold iu seiner Lindhorster Chronik, in der uns so manche Einzelheiten ans jener Zeit über- liefert sind. An Kirchen und Klöstern, Mönchen und Nonnen fehlte es nicht. Auf deu Dörfern waren fchon damals fast ebensoviel Kirchen vorhanden als heute. Aber es fehlte noch gänzlich an Schulen. In Jetenbnrg und Stadthageu waren die einzigen hei- mischen Schulen. Der Gottesdienst, der meist in lateinischer Sprache abgehalten wurde und aus vielen Äußerlichkeiten bestand, konnte die Herzen nicht erwärmen. Törichter Aberglaube, große Uuwisseu- heit und Zuchtlosigkeit herrschten darum weit und breit. Ein rich- tiges Vaterunser war vielfach nicht zu fiudeu. „In Lindhorst ist ein Küster Heinrikns Knlpes gewesen, wenn der den Glauben oder das Vaterunser hat singen sollen, so hat er das St. Dionysii Lied (das ist der Heilige, dem die Kirche zu Lindhorst geweiht war) an- gefangen: „Sankte Dionyfie, du bist ein heilig Mann, in allen

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 236

1912 - Stadthagen : Heine
— 236 — unfern Nöten, so rufen wir dich an." Uber den Widerstand gegen die Einführung geistlicher Gesänge berichtet Nothold: „Wie Johann Rohde allhier das Volk ermahnt hat, daß sie sollten mitsingen, ist ein Bauersknecht aus Lüdersfeld gewesen, mit Namen Berend Stael- hudt, derselbe mag irgend gehört haben, daß ein jeder in der Kirche sollte helfen singen, so viel er wüßte; da hat der Knebel gemeint, es wäre gleich, was es wollte, derowegen, da andere Leute gesungen haben: Allein Gott in der Höh sei Ehr, hat dieser gesungen: Ich weiß mich drei Fohleu in einem Stalle stahn, die können so leise traben, die muß ich haben". Doch hat es in jener Zeit auch uicht an Werktätigen Christen gefehlt, denn es wird vielfach berichtet, daß vornehme und geringe Leute iu der Besorgnis nni ihr Seelen- heil mancherlei Schenkungen an Klöster, Kirchen und Kapellen machten. Das kann uns verwundern, da die Bevölkerung ohnehin für die Unterhaltung der zahlreichen kirchlichen Diener viele Opfer aufzubringen hatte. Dazu stellten sich noch wandernde Bettelmönche ein. So scheinen es die Franziskanermönche aus Stadthageu vor- trefflich verstanden zu habeu, den Bauern Gaben aller Art abzulocken. Wennsiegut eingeheimst hatten,so saugensie das merkwürdigedankgebet: Gott sei Preis, Deo Gratias, Er gibt uns Speis' Qui nos satias Von der Bauern Schweiß. De labore rusticorum. Auch fehlte es nicht an allerlei Wallfahrten und Aufzügen, die von den Mönchen veranstaltet wurden, nm den Leuten das Geld zu entlocken. Man hielt Bittgänge durch die Felder, um eine ge- segnete Ernte zu erlangen, oder zog nach wundertätigen Heiligen- bildern und berühmten Kapellen. Im Jahre 1516 wallsahrteten viele Leute nach der Kapelle in Luhden (damals an der Weserseite des Berges gelegen), wo die hl. Katharina, der die Kapelle geweiht war, Wunder tun sollte. Selbst der weite Weg nach Wilsnack in der Mark wurde nicht gescheut. Dorthin sind in demselben Jahre von Rinteln auf einen Tag 220 Menschen, jung und alt, gewandert. Ein berühmter Wallfahrtsort war am Ende des Mittelalters auch Blomberg in Lippe. Luthers Auftreten in Wittenberg leitete end- lich die Bewegung ein, welche die Christenheit von den alten Irr- lehren und Mißbräuchen befreien konnte. Aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts drang Luthers Lehre auch in der Grafschaft Schaumburg durch.

3. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 239

1912 - Stadthagen : Heine
239 — von Spanien, der Todfeind Luthers, gegen die Franzosen führte, machte die berühmte Schlacht bei St. Qnentin (1557) mit und erwarb sich durch feine persönliche Tapferkeit solches Ansehen, daß ihm eine hohe Ehrenstelle angetragen wurde. Allein er kehrte plötzlich, noch vor Beendigung des Krieges, in seine Heimat zurück. Glilabetb Urlula. Hier bewarb sich Otto um die Haud der lutherisch erzogenen Prinzessin Elisabeth Ursula zu Braunschweig- Lüneburg. Damit begauu bei ihm eine merkliche Wendung zugunsten der neuen Lehre. Ursula war eiue Tochter des Herzogs Ernst des Bekenners von Braunfchweig-Lüneburg, dessen Name für alle Zeit uuter dem Angsbnrgifchen Glaubensbekenntnisse hell dasteht. Ihre Brüder, die gleich den: Vater und der Schwester treue Bekenner des Evangeliums waren, stellten Otto die Bedingung, feiner künfti- gen Gemahlin entweder einen lutherischen Hofprediger zu halten oder aber der neuen Lehre in feinem Lande fortan freien Lauf zu lassen. Otto ging auf diese Wünsche ein. In Celle hörte er den jungen Prediger Jakob Dammann, der sein Herz dermaßen ent- zündete, daß er ihn zu seiuem Hofprediger erkor. Im Sommer 1558 hielt Urfnla ihren Einzug in Stadthagen. In demselben Jahre starb Ottos Bruder Anton, Erzbischos zu Köln, so daß der Einführung der evangelischen Lehre nun eiu Hindernis weniger im Wege stand. Die Einführung der Reformation. Dammann trat sein Amt als Hofprediger in Stadthagen erst zu Anfang des Jahres 1559 an und ging sofort srisch ans Werk, den Wittenberger Geist im Lande auszubreiten. Darum ist als Jahr der allgemeinen Einführung der Reformation in unserer Heimat 1559 anzusehen. Schon im Frühjahr übertrug ihm Otto, dessen vollständiger Übertritt zur lutherischen Kirche sich in dieser Zeit vollzogen haben wird, die geistliche Aufsicht über die ganze Grafschaft. Schnell nacheinander folgte die Aufhebung der Meffe, der Heiligeuanbetnng und anderer Irrtümer. Statt dessen erklangen die reinen lutherischen Glaubens- lieder, und evangelische Gottesdienstordnung und Sakramentsver- waltung wurde eingerichtet. Als Grundlage dieute die iu demselben Jahre vorgeschriebene Kirchenordnung, die von mecklenburgischen Theologen aufgefetzt, von Philipp Melanchthon durchgesehen und zu Wittenberg 1552 gedruckt war. — Mit der Einsührung der Refor- mation gelangten die Stifter und Klöster unter weltliche Obrigkeit, auch hörte der frühere Einfluß des Papstes iu unserm Lande auf.

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 204

1912 - Stadthagen : Heine
— 204 — 5. Das Christentum im Bukkigau. Die ersten Misstonsversuche. Schon vor den Sachsen- kriegen hat es nicht an Versuchen gefehlt, das Christentum im Sachsenlande einzuführen. So berichtet die Sage von dem großen Missionar Bonifatius, der unter den Hessen und Thüringern erfolgreich gewirkt, die deutsche Kirche geeiut und sie dem Papst untergeordnet hat, daß er auch im südlichen Sachsen die christliche Lehre verbreitet habe. Ein anderer Glaubeusbote war Lebuin, der 772 in einer großen Volksversammlung der Sachsen zu Marklo predigend auftrat. Als er in seiner Rede drohte, der Fraukenkönig sei nahe und werde als Vollstrecker des göttlichen Zornes über die Ungläubigen Krieg und Verwüstung ins Land bringen, erhob sich eine so feindliche Stimmung gegen ihn, daß er nur mit Mühe dem Märtyrertode entging. Solcher Wanderprediger werden sich noch mehrere eingestellt habeu. Ihre nächste Aufgabe wird gewefeu sein, einzelne Edelinge zu gewinnen, um durch diese dann auch aus das Volk einzuwirken. Aber erst die äußerste Strenge Karls des Großen verschaffte der christlichen Lehre allgemein und dauernd Eingang. Das Kistnm Minden. Unter den von Karl dem Großen gegründeten acht sächsischen Bistümern wurde das Bistum Minden für unsere Gegend eine segensreiche Wirkungsstätte. Miuda, zuerst 798 erwähnt, war als Verkehrsmittelpunkt mehrerer uralter Wege dafür besonders günstig gelegen. Von hier gingen in den folgenden Jahrhunderten die Glaubensboten aus, uni das Evangelium zu verkünden und christliches Leben unter der Bevölkerung der Weser- gegend zu verbreiten. — Ein Bischof von Minden wird zuerst 803 genannt. Man zählt ihrer im ganzen sechzig. Zwei von ihnen sind noch im 9. Jahrh. an der Spitze ihrer Mannen im Kampfe gegen die furchtbaren Normannen gefallen. Der letzte Bischof von Minden legte 1648 seine Würde nieder. Klöster. Unter dem Einfluß des Bischoss zu Minden entstanden allmählich mehrere Klöster, die ihrerseits wieder wichtige Stützpunkte für die Gründung von Kirchen und Kapellen wurden. Zu solchen Anlagen wählte man gern die alten Heid- nischen Opferstätten, die dem Volke einmal lieb geworden waren- Dahin gehörten auch die heiligen Waldungen des Bückeberges mit dem Harrl. Hier wurde Oberukircheu (S. 82) eine wichtige Missionsstation (815). Andere fromme Stiftungen waren die Nonnen- klöster Wunstors (871), Möllenbeck (896) und Fischbeck (955);

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 367

1912 - Stadthagen : Heine
— 367 — dem neuen Kirchspiel Seggebrach) 19 Kirchengemeinden umfaßt. An der Spitze steht unser Fürst als oberster Bischof. Die höchste Airchenbehörde ist das Konsistorium, das seinen Sitz in Bückeburg hat. Das Konsistorium ist eine Kollegialbehörde und besteht aus einem vom Fürsten ernannten Vorsitzenden, dem Landessnperinten- deuten und einem weltlichen Mitgliede. Es verwaltet, da der Kirche volle Selbständigkeit im Staate zuerkannt ist, sämtliche eigene, innere Angelegenheiten unserer Landeskirche und führt die Aufsicht über das kirchliche Leben in den einzelnen Gemeinden. Die Kirch- spiele eines Kreises unterstehen einem Superintendenten, die städtischen Kirchen dem Konsistorialrat als Landessnperinten- deuten. Jedes Kirchspiel hat einen aus den Gemeindemitgliedern gewählten Kirchenvorstand. Neben der konsistorialen ist in neuerer Zeit auch die synodale Verfassung der Kirche ausgebaut worden, die Teilnahme von' Vertretern der Kirchengemeinden an der kirchlichen Verwaltung. So wird unsere ev.-luth. Landeskirche in ihrer Ge- samtheit durch eine Landessynode vertreten, die aus 23 Mit- gliedern besteht: 7 weltlichen Vertretern der Kirchengemeinden, die von den ev.-luth. Einwohnern des Landes in geheimer direkter Wahl mittels Stimmzettel gewählt werden, 16 ferneren Mitgliedern, näm- lich 2 landesherrlich auf Vorschlag des Konsistoriums zu ernennen- den Mitgliedern, dem Landessuperintendenten, 6 geistlichen und 7 weltlichen gewählten Vertretern der Kirchengemeinden. Zur Wahl der Vertreter der Kirchengemeinden werden die Kirchenvorstände zu sieben Wahlkörperu vereinigt. Jeder Wahlkörper hat ein geistliches und ein weltliches Mitglied zu wählen. Die Kirchenvorstände wählen als Wahlkörper aus sich ihre Vertreter. Die Landessynode versammelt sich in der Regel alle 3 Jahre auf Einberufung durch das Konsistorium. Mit der Landessynode übt der Fürst das Recht der kirchlichen Gesetzgebung aus. — Reformierte Gemeinden be- stehen in Bückeburg und Stadthagen. Die Bückeburger Gemeinde ist durch Otto V. begründet worden. Die Landesherrschaft gehört auch heute noch zur reformierten Kirche. Die Gemeinde zu Stadt- Hagen entstand wahrscheinlich auf Veranlassung der reformierten Gemahlin des Fürsten Ernst, Hedwig, die dort ihren Witwensitz nahm (f 1644). Das reformierte Kirchenwesen hat sich erst recht unter Albrecht Wolfgang ausgeprägt. — Die beiden katholischen Gemeinden zu Bückeburg und Stadthagen stehen unter der Leitung des Bischofs von Osnabrück. — Die Anhänger der apoftolifchen

6. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 42

1912 - Stadthagen : Heine
— 42 — feine große gesundheitliche Wirkung für Brustkranke. Seine Heilquelle, der Sage nach von einem Schäfer entdeckt, wird urkundlich erst 1690 erwähnt. Noch 1750 wohnten die Besucher des „Brunnens" in Laubhütten, da Wohnhäuser fehlten. Einige Jahre später wurden Bretterbaracken erbaut. Ilm Kolonisten heran- zuziehen, stellte die Regierung den Umwohnern Befreiung von mancherlei Lasten in Aussicht. Bald ließen sich einige Ansiedler nieder. So entstand allmählich der Ort. Seit 1841 ist eine Ziegenmolkenanstalt eingerichtet, die sich eines großen Rufes erfreut. Das Rehburger Quellwasser, anfänglich zum kurmäßigen Trinken benutzt, wird heute nur zu Bädern verwandt. In den für die Unter- suchung und Behandlung der Kranken errichteten Gebäuden sind alle Mittel der neueren Wissenschaft in reicher Ausstattung vorhanden. Für unbemittelte Lungen- kranke aus dem Bremer Staatsgebiete hat der Bremer Heilstättenverein mehrere freundlich eingerichtete Wohnungen erbaut. Andere Heil- und Wohltätigkeits- anstellten sind das Sanatorium Michaelis, die Kgl. Kloster-Heilaustalt sin erster Linie fite hannoversche Geistliche, Lehrer, Staats- und Kommuualbeainte und deren Angehörige), das Genesungsheim der Laudesversicheruugsanstalt Hannover und das Barackenhaus für unbemittelte Kranke. Die Umgebung dieses stillen Badeortes hat viele herrliche Spazierwege und schöne Ausfichtspuukte auf- zuweisen. Kloster Loccum liegt in der Niederung w von den Rehbnrger Bergen. Es ist ein großes Dorf. Früher war es ein Kloster. Das ist ein Gebäude, welches Männer oder Frauen Mönche oder Nonnen) ausnimmt, die sich von der Welt abschließen und ein gottseliges Leben führen wollen. Sie müssen bei ihrer Ausnahme das Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ablegen. (Nach der Ordnung oder Regel, welche hervorragende Grituder von Klöstern auf- stellten, unterscheidet man verschiedene Mönchsvereine oder Orden. Die Orden führen meist den Namen ihres Stifters. So gründete u. a. Benedikt von Nursia im Jahre 529 den Benediktiner- und Franz von Assisi i. I. 1225 den Franzis- kanerorden.) Loccum war ein Mönchskloster. Die Mönche gliedern sich in Geistliche (Patres oder Väter) und dienende Brüder (Laien). Ihr Vorsteher heißt Abt, Prior oder Propst. Die Vorsteherin der Nonnen wird Äbtissin oder Priorin genannt. In den ältesten Zeiten waren die Klöster die ersten Ausgangspunkte und Pflegestätten des Christentums; auch die Gewinnung und Bewirtschaftung des Bodens ging von ihnen aus. Ganz besonders waren ihre Bewohner Förderer von^Kunst, Wissenschaft und Erziehung. Viele wichtige Geschichtsquellen sind aus den Klöstern hervorgegangen (Chroniken). Dorf und Kloster Loccum haben ihren Namen nach einer alten Burg er- halten, der Luccaburg, dem Wohnsitz der Grasen von Lncca (Lockern). Noch heute wird in einem an das Kloster grenzenden herrlichen Eichen- und Buchen- Walde, dem Sündern, ein erhöhter Platz gezeigt, wo jene Bnrg einst gestanden hat. Der letzte Gras Bnrchard von Lncca soll von dem Grasen Hermann von Wintzenburg (bei Hildesheim) erstochen sein. Er hinterlieh eine Tochter Beatrix. Diese war mit dem Grafen Wullbraud dem Alten von Hallermund vermählt. Beide erschienen im März 1163 mit ihren drei Söhnen vor dem Bischof Werner in Minden. Sie stifteten in der Domkirche daselbst in Gegenwart einer großen Versammlung von Rittern und Geistlichen der heiligen Maria und dem heiligen Georg den Ort Loccum und drei Dörser zur Gründung eines Klosters, um für ihr eigenes und des verstorbenen Grasen Burchard Seelenheil zu sorgen. Die Bnrg zerfiel, aber neues Lebeu regte sich bei dem Dorfe Loccum. Aus Volkerode bei Mühlhausen in Thüringen kamen _ Klosterbrüder (Cisterciensermönche), welche in stiller, harter Arbeit die gestiftete Besitzung urbar machten und den Bau des Klosters L. ausführten. (Die Cister- ciensermönche werden nach dem Orden des Robert von Citanx — Cistercium •— benannt. Der berühmte Förderer desselben war Bernhard von Clairvaur. Der Orden breitete seine Kolonien über ganz Deutschland aus.) Durch

7. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 196

1912 - Stadthagen : Heine
— 196 — nichts ahnenden Feinde und setzten ihnen so zu, daß sie in einen schimpflichen Vertrag willigen mußten. Voll Zornes kam dann freilich Karl selbst herbei und strafte die Wortbrüchigen, so viel er konnte. Die Aufhebung der alten Ganverfafluug. Auch in den nächsten Jahren wurde immer wieder gekämpft, bis Karl im Jahre 782 aus dem Reichstage zu Paderborn die Verhältnisse durch ein großes Gesetz endgültig ordnen zu können glaubte. (Die Be- schlüsse der Reichstage wurden ausgezeichnet und heißen wegen ihrer Einteilung in Kapitel Kapitularien.) Durch das Paderborner Kapitular wurde die alte Gauoerfassung, das freie Versammluugs- recht aufgehoben und an ihrer Stelle die fränkische Verwaltung und Heeresverfassung eingeführt, indem man das Land in Grafschaften teilte, deren Grenzen sich im wesentlichen den alten Gaugrenzen an- schlössen, und an die Spitze derselben königliche Beamte mit dem Titel Graf stellte. Als solche wählte Karl neben zugezogenen Franken hauptsächlich eingeborene sächsische Edelinge, denen er ihre Vorrechte den übrigen Ständen gegenüber nicht nur beließ, sondern sie sogar noch vermehrte, um gerade diesen Stand, den Adel, für sich zu gewinnen. Die Gliederung der Stände blieb sonst dieselbe. Das Wergeld (S. 179) eines Edelings betrug 1440, eines Frielings 240 und eines Laien 150 Solidi. Aus 1 Pfund Silber (etwa 400 g) lieh Karl der Große, als er zur Erleichterung des Handels und Verkehrs einheitliche Mllnzen und Gewichte einführte, 20 Solidi oder 240 Denare prägen; 1 Solidus hatte nach unserin Gelde einen Wert von etwa 4,50 M. Die deutsche Bezeichnung für Solidus war Schilling, für Denar aber Schatz oder Pfennig (von d in Denar kommt unser Zeichen ^ für Pfennig). Förderung des Christentums. Nach der Taufformel sollten die Sachsen absagen dem „Donar und Wodan und Saxuot (Ziu) und allen Unholden, die ihre Genossen sind." Todesstrafe wurde u. a. gesetzt auf Unterlassung der Taufe, auf Fleischessen in der Fastenzeit aus Verachtung des Christentums, auf Verbrennen der Toten nach heidnischer Sitte, auf Menschenopfer. Mit Geldstrafen wurden gebüßt heidnische Gelöbnisse, Opfer bei Quellen, Brunnen oder in Hainen. Die Wahrsager und Losdeuter werden als Hörige den Kirchen und Geistlichen überantwortet. Es wird die Sonntags- Heiligung, der Kirchenbesuch an Sonn- und Festtagen, die Beerdi-

8. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 237

1912 - Stadthagen : Heine
— 237 — 13, Die Reformation in der Grasschaft Schaumburg. Gegner. Als Dr. Martin Luther am 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen (Glanbenssätze) an die Schloßkirche in Wittenberg schlug und manche andere Glaubensschrift verbreiten ließ, fand die evau- gelische Lehre in allen uns benachbarten Gebieten bald Eingang. In unserer Grafschaft aber setzte man ihr noch lange heftigen Wider- stand entgegen. Hier war auf Johann Ii. dessen einziger Sohn Justus I. (1527—1531) gefolgt, der von der neuen Bewegung nichts wissen wollte und an der katholischen Lehre sesthielt. Er war ein kräftiger Regent, dem es gelang, in wenigen Jahren von der übernommenen Landesschuld 100 000 Guldeu abzutragen und die nuruhige Stadt Oldendorf zum Gehorsam zu zwiugeu. Von seinen zahlreichen Söhnen übernahm Adolf X. (1531—1544), der sich dem geistlichen Stande gewidmet hatte und Domherr zu Köln war, als Vormund seiner minderjährigen Brüder die Regierung des Landes. Nachdem er die Laudesschuldeu getilgt und das Schloß in Stadthagen hatte ausbauen und mit Mauern befestigen lassen, kehrte er nach Köln zurück und überließ die Grafschaft einer Vormund- schaftlichen Regentschaft. Seinem Bruder Johann hatte er 1534 Schloß und Amt Bückeburg übertragen. Adolf unterdrückte die Reformation, wo er nur konnte. Er starb als Erzbischos zu Kölu 1556. (Aus dem gräflichen Hanfe Schaumburg sind zwei Erzbischöfe zu Köln, drei Bischöfe zu Hildesheim, fünf Bischöfe zu Minden, einer von Olmütz und einer von Osnabrück hervorgegangen). Adolf hatte im Jahre 1544 die Regierung ganz an seinen jüngeren Bruder Otto abgetreten, mit dessen Namen, wie wir hören werden, die Einführung des Luthertums in unserer Heimat sich eng verknüpfen sollte.

9. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 238

1912 - Stadthagen : Heine
— 238 — Geistliche Förderer. Trotz der gewaltsamen Unterdrückung der evangelischen Lehre fanden sich in der Grafschaft doch mutige Streiter für die Verbreitung des lautereu und reinen Evangeliums. Als solche sind vor allem die Prediger Johannes Rhode zu Lind- Horst, Matthias Wesch zu Obernkirchen und Eberhard Poppelbaum zu Oldendorf zu nennen. Erfterer erhob in Lindhorst schon 1537 seine Stimme laut für die neue Lehre; er wird demnach der erste evangelische Glaubensbote in nnserm Lande gewesen sein. An Wider- sprnch fehlte es anfänglich allen dreien nicht. Rhode hatte viel von seinem Küster, dem schon (S. 235) erwähnten Knlpes zu leiden, der ihn schließlich heftig verklagte. Wesch wurde iu seinen Predigten von den Nonnen unterbrochen mit dem Rufe: „Du lügst, du lügst!" Deu Prediger Poppelbaum verklagte eiu eifriger und vornehmer Katholik, Nikolaus von dem Busche, sogar bei dem Grasen Otto Iv. Dieser saud jedoch bei seiner Anwesenheit in Oldendorf, daß die Gemeinde einmütig zu ihrem Seelsorger hielt, eiue Bestrafung darum nicht angebracht sei. Wunderbarerweise wurde aus diesem Wider- sacher, ehe feine Angelegenheit recht entschieden war, ein überaus eifriger Freund des Evangeliums, denn er trat mit seiner Gemahlin und seineu Töchtern schon bald feierlich zum evaugelischeu Bekenntnis über. Ebenso wunderbar wurde auch Graf Otto geführt. Otto Iv. (1544—1576). Otto Iv., im Reformationsjahre 1517 geboren, hatte auf der streng katholischen Universität Löwen studiert und sich dort bedeuteude sprachliche Kenntnisse erworben. Er wid- mete sich dem geistlichen Stande und wurde 1531 Bischof zu Hildes- heim. Die katholische Sache scheiut ihm aber nie recht am Herzen gelegen zu haben. Schon 1537 legte er seine Bischofswürde ab und vertauschte deu Krummstab mit dem Schwerte. Er schloß sich zunächst dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg an, um gegeu deu Erbfeind der Christenheit, die Türken, zu kämpfen*). Als ihm 1554 seine Gemahlin Maria, eine lutherische Priuzessiu von Pommern, durch den Tod entrissen war, suchte er wieder das Geräusch des Kampfes auf. Er beteiligte sich an dem Kriege, den Philipp Ii. *) Von den um diese Zeit in Deutschland ausgebrochenen Religions kämpfen blieb auch die Grasschaft Schaumburg nicht verschont. So fiel der Markgraf Albrecht von Branden- burg-Knlmbach, ein verwegener Söldnerführer, raubend und plündernd in unser Land ein und erpreßte gegen 40 000 Taler. Er wnrde 1553 in der Schlacht bei Sievershansen (« von Lehrte) besiegt. Eines seiner Regimenter hat nachher in Lindhorst neben der Kirche ein Zelt ansge- schlagen und beim Ausbruch augesteckt. Die Südseite der Kirchenmauer zeigt uoch heute die rot- gebrannten und zersplitterten Steine.

10. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 240

1912 - Stadthagen : Heine
— 240 — Die kirchlichen Güter. Der Neuordnung fügten sich die Städte ctm ersten. Weniger willig zeigte sich das gewöhnlich recht hart- näckig am Alten festhaltende Landvolk, wenn auch von ernstlichein Widerstande uichts bekannt ist. Am meisten widersetzten sich die Klöster, besonders das Jakobskloster in Rinteln und das Franzis- kanerkloster zu Stadthagen, auch die Klöster zu Obernkirchen und Fischbeck. Schon 1559 wurde das Kloster Egestorf aufgehoben (S. 225), dann folgten die Klöster zu Stadthageu und Rinteln (1500), Obernkirchen (1563) und Fischbeck (1564). Das Kloster Möllenbeck nahm die Reformation willig an und sicherte seinen Fortbestand dadurch, daß es sich in ein weltliches Stift verwandelte. Im 30jährigen Kriege verfiel es und wurde dauu aufgehoben. Da die Klöster oder Stifter größtenteils durch Scheukuugeu des Adels reich ausgestattet wareu und darum vielfach gute Versorgungsan- stalten für Kinder aus adeligeu Familien bildeten, fo war auch der Adel anfänglich mit der Umwälzung uicht zufrieden. Um nun auch diesen Gegner zu gewiuueu, zog Otto die Güter der beiden Klöster Obernkirchen und Fischbeck nicht ein, sondern ließ beide als adelige Frauenstifter besteheu. Als solche sind sie bis auf deu heutigen Tag erhalten geblieben. Die crfte Kirchenuiiitation. Die Reformation machte solche Fort- schritte, daß Otto bereits 1564 unter Dammauus Führung die erste Kirchenvisitation vornehmen konnte, die gewiß Zeugnis davou gab, daß Gottes Wort und Luthers Lehre bereits segensreichen Eingang gefunden hatteu. Mau wird auch erkannt haben, daß zur dauerudeu Festigung und Förderung des kirchlichen Lebens die Errichtung von Schulen notwendig sei, ganz besonders von Volksschulen. Deunoch hören wir ziemlich spät von der Gründung von Schulen. Erst zu Anfang des folgenden Jahrhunderts wurde von Ottos jüngstem Sohlte und Nachfolger, dem Grafen Ernst, der eigentliche Volks- schnlnnterricht eingeführt. Die letzten Regierungsjabre Ottos. Während dieser glücklichen Entwicklung der Reformation sehen wir merkwürdigerweise Otto noch einmal in Verbindung mit Philipp Ii. von Spanien, dem er als spanischer Oberst 1566 in einem Feldzuge gegen die braveu Nieder- läuder dieute. Otto hatte zu diesem Kampfe ein Kavallerieregiment von 1300 Mann auf eigeue Kosten (für 2 Tonnen Gold, 1 T. — 100 000 Gulden oder auch Reichstaler) ausgerüstet. Dadurch stürzte
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